Fragen und Antworten zur Hypnose

Quelle: Klinische Hypnose und Erfolgs-Psychologie, Zimmermann + Partner, CH-6301 Zug

Was ist Hypnose?

Es gibt verschiedene Theorien darüber, was Hypnose genau ist. Meine Definition lautet: Hypnose ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der dafür sorgt, dass ein direkterer Zugriff auf unbewusste Vorgänge möglich wird. Die Suggestibilität, also die Bereitschaft, Suggestionen anzunehmen, wird dabei erhöht. Das ist darauf zurückzuführen, dass das "kritische Filter", also die Instanz in uns, die darüber wacht, welche Suggestionen zu uns passen und welche nicht, durchlässiger gemacht wird.

Kann man Hypnose missbrauchen?

Selbstverständlich. Genau so, wie man einen Hammer dazu verwenden kann, etwas Schönes zu bauen, oder auch Menschen umzubringen, genau so kann man das Werkzeug der Hypnose für ethisch hoch stehende Zwecke verwenden wie auch für egoistische oder gar kriminelle Absichten.

Muss man sich für Hypnose entspannen können?

Nicht unbedingt. Damit man von Hypnose sprechen kann, braucht es eine Trance, Rapport und Suggestionen.
Auf die verschiedenen Arten von Trance komme ich gleich zu sprechen. Definieren wir noch rasch "Rapport". Das ist die verbale und nonverbale Bezogenheit von Menschen aufeinander. Grob vereinfacht könnte man sagen "das Vertrauensverhältnis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand". Eine genauere Definition von Rapport finden Sie hier. Suggestionen sind Handlungsvorschläge (von lateinisch suggerere = hinzufügen, unterschieben). Mit Suggestibilität bezeichnet man das Maß an Bereitschaft, diese Vorschläge anzunehmen oder als neues "geistiges Programm" im Unterbewusstsein zuzulassen.
Nun aber zum Thema Trance. Viele Leute denken beim Wort "Trance" immer nur an die Entspannungs-Trance. Es gibt jedoch genau so Erregungs-Trancen, z.B. bei Pop-Konzerten, beim rituellen Trommeln, bei Panik-Situationen, aber auch beim Sex. In all diesen Situationen ist das Bewusstsein genau so eingeengt, die Wahrnehmung selektiv und die Suggestibilität erhöht.

Ist man in Hypnose willenlos?

Willenlos nicht. Man hat allerdings wenig Lust, sich den Suggestionen des Hypnotiseurs zu widersetzen. Das kann in der Hypnotherapie Vorteile haben, denn es ermöglicht das "Installieren" von neuen, hilfreichen geistigen Programmen. Es kann jedoch genau so missbraucht werden. Grundsätzlich gilt: Wer im normalen Wachzustand, den man übrigens Vigilanz nennt, willenlos ist, wird es in Hypnose erst recht sein. Wer über eine gewisse Intelligenz verfügt, der wird diese Intelligenz auch in Hypnose nicht ablegen, sondern die Suggestionen selektiv befolgen.

Ist jeder hypnotisierbar?

Entgegen dem, was andere Experten behaupten, sage ich "ja". Nur weil sich jemand in einer bestimmten Situation weigert, in eine Entspannungs-Trance zu gehen, heißt das noch lange nicht, dass er nicht unzählige Male hypnotische Situationen erlebt hat. Wenn sich jemand in einer bestimmten Situation nicht hypnotisieren lässt, dann liegt das entweder an mangelndem Rapport, oder es ist eine Form von Therapie-Resistenz. Das heißt, der Proband hat Angst, sich gehen zu lassen, weil er in Trance Dinge wiedererleben könnte, mit denen er nicht umgehen zu können glaubt. Das ist eine wichtige Schutzfunktion, die unser Unterbewusstsein da für uns erfüllt. Und es ist aus diesem Grund für schwer traumatisierte Menschen eine ganz schlechte Idee, sich als Versuchskaninchen bei einer Show-Hypnose zu melden. Falls sie sich auf die Hypnose einlassen können, kann es zu einer Retraumatisierung kommen, mit der der durchschnittliche Bühnen-Hypnotiseur nicht umgehen kann.

Wie merke ich, ob ich in Hypnose bin oder war?

Hypnose hat zunächst einmal einen psychologischen Effekt. Diesen Effekt können Sie erst mit ein paar Tagen oder Wochen Verzögerung überprüfen. Dass der psychologische Effekt eingetroffen ist, merken Sie daran, dass die von Ihnen gewünschten Veränderungen in Sachen Emotionen, Denken und Verhalten eingetroffen sind.
Zu den Effekten, die Sie sofort überprüfen können, gehören all die zum Teil spektakulären Phänomene, die direkt ins Nervensystem des Probanden eingreifen. Man nennt diese Phänomene auch "Convincer" (von englisch convince = überzeugen), weil sie den Probanden davon überzeugen, dass da etwas Außergewöhnliches im Spiel ist.

Zu den neurologischen Phänomenen gehören:

  • Hypermnesie: Gesteigerte Erinnerungsfähigkeit oder Rückgängigmachen von Amnesie. Ist bei den meisten Menschen bereits in leichter Trance möglich und erlaubt das Aufarbeiten seelischer Blockaden.
  • Amnesie: Erinnerungsverlust. Ist wesentlich schwieriger zu produzieren als Hypermnesie. Außerdem ist Amnesie immer nur sehr oberflächlich und kann schnell rückgängig gemacht werden.
  • Katalepsie: Verharren in einer bestimmten Körperhaltung. Ein Arm kann zum Beispiel stundenlang starr in der Luft bleiben. Auch dieses Phänomen können die meisten Menschen leicht produzieren.
  • Ideomotorik: Signale, die vom Unterbewusstsein direkt ans motorische Nervensystem (also an die Muskeln) gesandt werden. Auch dieses Phänomen ist relativ leicht zu produzieren.
  • Anästhesie/Analgesie: Gefühllosigkeit und Schmerzlosigkeit. Mit einem geeigneten Skript relativ einfach zu produzieren, sofern genügend Motivation vorhanden ist (Angst vor Schmerz kann das Phänomen verunmöglichen).
    • Dabei gibt es drei Stufen:
      • 1. Der Schmerz wird noch empfunden, ist einem jedoch egal (Heraufgesetzte Schmerzgrenze).
      • 2. Der Schmerz ist nicht mehr zu spüren (Analgesie).
      • 3. Nicht einmal die Berührungen werden gespürt (Anästhesie).
  • Halluzinationen: Sinnestäuschungen. Positive Halluzination bedeutet, es wird etwas wahrgenommen, was NICHT da ist. Negative Halluzination bedeutet, es wird etwas NICHT wahrgenommen, was da ist. Dabei sind die fünf Sinne unterschiedlich leicht auszutricksen.


Wichtig zu wissen: Nur weil ein Proband nicht fähig ist, ein bestimmtes hypnotisches Phänomen auf Anhieb zu produzieren, bedeutet das noch lange nicht, dass der psychologische Effekt ausbleibt!

Was kann Hypnotherapie bewirken?

Lesen sie dazu mehr hier --> Indikationen der klassischen Hypnose.

Gibt es Kontraindikationen für Hypnotherapie?

Ja, die gibt es. Bei allen psychotischen Symptomen (Halluzinationen, Wahnvorstellungen) ist Hypnose auf keinen Fall anzuwenden. Auch bei anderen Ich-Störungen ist die Indikation immer durch einen Psychiater zu überprüfen.
Bei Persönlichkeitsstörungen ist Hypnose zum Teil anwendbar, aber die Wirkung ist fraglich.
Bei schwer traumatisierten Menschen ist sehr viel Vertrauen nötig, weil sie durch die Hypnose an die Ohnmacht der damaligen traumatischen Situation erinnert werden und unter Umständen aus lauter Angst vor Kontrollverlust nicht in Trance gehen.

Gibt es Fälle, wo jemand aus der Hypnose nicht zurückkam?

Ganz klar nein. Es gibt genau zwei Richtungen, die eine Trance nehmen kann: Entweder sie geht zurück in die Vigilanz (den Wachzustand) oder aber in den Schlaf. Wer einschläft, wird nach spätestens acht Stunden (meistens wesentlich früher) ganz normal wieder aufwachen.
Die enorm spärlichen Fälle, wo jemand trotz De-Hypnose die Augen nicht aufmachte, kann man wie folgt erklären:

  • Der Proband ist enorm überarbeitet oder geht gerade durch eine mühsame Lebensphase und möchte noch ein wenig in Trance bleiben. Lösung: Man lässt ihn, bis er aufwacht. Wenn er den Behandlungsraum blockiert, sagt man ihm das, und er wird trotz innerem Widerstand aufwachen.
  • Der Proband hat schon mal "davon gehört", dass Leute aus der Trance nicht zurück kommen und findet das interessant oder will den Hypnotiseur auf die Probe stellen. Lösung wie oben.

Weiß ich nach der Hypnose nichts mehr von der Sitzung?

Doch. Es sei denn, der Therapeut hat Ihnen vor Abschluss der Sitzung Amnesie suggeriert. Es gibt Therapeuten, die das tun, angeblich um den Klienten vor unkontrolliert auftretenden Erinnerungen zu schützen. Ich lehnen das strikte ab, und zwar aus folgenden Gründen:

Die Amnesie ist sowieso nur oberflächlich und kann durch äußere Ereignisse leicht aufgehoben werden.
Wenn ich es nicht schaffe, die Erinnerungen des Klienten sauber zu integrieren, bevor er meine Praxis verlässt, bin ich ein schlechter Hypnotiseur.
Ein Klient hat meiner Meinung nach das unanfechtbare Recht, sich an alles zu erinnern, was er erlebt hat.

Was allerdings oft vorkommt, und zwar beim Klienten wie auch beim Therapeuten, ist eine natürlich auftretende Amnesie. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich beide ein paar Tage später nur noch an etwa 20 Prozent der Sitzung erinnern. Ich habe aus diesem Grund früher sämtliche Sitzungen aufgezeichnet und dem Klienten mitgegeben. Das hat sich jedoch als hinderlich für den Therapie-Erfolg herausgestellt. Der Klient soll sich ja gerade darauf verlassen können, dass die Veränderungen im Unbewussten stattgefunden haben; wenn er sich die Sitzung immer wieder anhört, verfällt er in den Irrtum, dass er bewusst etwas tun muss für das Gelingen.

Was ist der Unterschied zwischen Hypnose und klinischer Hypnose?

Klinische Hypnose ist einfach Hypnose zum Zweck der Therapie. Es gibt daneben noch die experimentelle Hypnose, die der Forschung dient, die forensische Hypnose zur Aufdeckung von Kriminalfällen, und die (fragwürdige) Show-Hypnose zum Zweck der Unterhaltung.

Hat Hypnose mit Esoterik zu tun?

Nein. Viele Laien wissen leider nicht, dass Hypnose in England und Amerika bereits seit 1957 resp. 1958 ein medizinisch anerkanntes Verfahren ist, und dass sie auch von den meisten europäischen Ärztegesellschaften offiziell anerkannt und erforscht ist. Hypnose ist seit 1996 durch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) und seit 2006 in Deutschland anerkannt.

Was ist überhaupt eine Suggestion?

Quelle: Klinische Hypnose und Erfolgs-Psychologie, Zimmermann + Partner, CH-6301 Zug

Das Wort "Suggestion" kommt aus dem lateinischen "suggerere" und bedeutet so viel wie "Vorschlag". Eine Suggestion ist also zunächst nichts anderes als ein Vorschlag für ein bestimmtes Denken, Fühlen oder Handeln. Und der Begriff "Suggestibilität" drückt die Bereitschaft aus, solche Vorschläge anzunehmen und umzusetzen. Je suggestibler ein Mensch ist, desto eher wird er Ihre Handlungsvorschläge akzeptieren. Stellen Sie sich Ihr Unterbewusstsein vor wie ein bewachtes Areal. Die Aufgabe des Pförtners, in der Hypnoseforschung "kritisches Filter" genannt, ist es, sämtliche Suggestionen zu prüfen und nur diejenigen herein zu lassen, die als nützlich erkannt werden.
  • War der Pförtner schon immer da?
Bevor wir uns der Frage zuwenden, ob man den Pförtner mittels Hypnose austricksen kann, sollten wir zunächst klären, seit wann er überhaupt bei uns ist. Die Antwort: Leider erst ungefähr seit Anfang der Pubertät. Vorher sind Kinder nachgewiesenermaßen im sogenannten Alpha-Zustand und saugen sämtliche Suggestionen ungefiltert auf wie ein trockener Schwamm. Das bedeutet, Kinder sind extrem suggestibel. Wenn der Papi jeden Tag über die "reichen Schweine" flucht, dann wird das Kind in kürzester Zeit das Programm "Ich will kein reiches Schwein sein" in seinem Unterbewusstsein führen, denn die nehmen schließlich dem Papi die Arbeit weg. Dass das Kind kein Schwein sein will, ist natürlich eine gute Sache, nur mit der Verknüpfung "reich" und "Schwein" wird es später zu kämpfen haben. Oder mit anderen Worten: Wenn eine Unternehmerin oder ein Unternehmer seit Jahren ackert wie ein Esel und gute Arbeit leistet, es aber trotzdem nicht auf einen grünen Zweig bringt, ist die Chance sehr groß, dass es nicht an der Konjunktur, sondern an den mentalen Programmen liegt.
  • Wie kann man mentale Programme ändern?
Wenn wir jetzt wissen, woher unsere mentalen Blockaden kommen, wie können wir sie dann ändern? Die Antwort ist einfach: Auf die gleiche Art und Weise, wie sie entstanden sind. Wir müssen also nochmals am Pförtner vorbei, diesmal aber mit nützlicheren Suggestionen, und wir müssen die alten Programme abtransportieren, indem wir ihm zeigen, wie schädlich sie sind.
  • Das Problem: Den Pförtner umerziehen!
Nun stehen wir vor dem nächsten Problem: Der Pförtner hat nämlich im Lauf der Jahre mitbekommen, dass es Menschen gibt, die ihm vormachen, dass sie es gut mit ihm meinen. Da sieht er eines schönen Tages in der Kino-Werbung eine total geile Szene von einer Strand-Party, und am nächsten Tag ist das Areal, das er eigentlich bewachen sollte, von Baccardi-Rum überflutet. Oder er lässt blauäugig einen Marlboro-Cowboy, der ihm Freiheit und Abenteuer verspricht, aufs Gelände, und von diesem Moment an ist die Luft verpestet und das Gelände mit Teer verschmiert. Oder noch schlimmer: Eine weiß gekleidete Frau mit Namen Urinella (oder so ähnlich) verspricht ihm den Himmel auf Erden, und auf einmal stellt er fest, dass er ihr sein gesamtes Vermögen geschenkt hat und alles andere als paradiesische Zustände erlebt.
  • Mein Wunsch: Selektive Suggestibilität!
Also sagt der Pförtner eines Tages "Ich bin jetzt ein Skeptiker" und lässt gar nichts mehr herein. Was natürlich bewirkt, dass auch kein Lernen mehr stattfinden kann. Was ist also zu tun? Es bleibt uns nichts anderes übrig, als an einer selektiven oder "intelligenten Suggestibilität" zu arbeiten. Und diese Aufgabe kann und soll uns niemand abnehmen. Diese Gratwanderung muss jeder selbst unter die Füße nehmen.
  • Kann man den Pförtner austricksen?
Es gibt zwei Möglichkeiten, an einem überkritischen Pförtner vorbei zu kommen.
Die erste Möglichkeit: Man kann ihn schläfrig machen. Das ist das, was bei der klassischen Hypnose passiert. Ein schläfriger Pförtner ist nicht mehr so kritisch und lässt mehr durch. Das ist bei nützlichen Suggestionen ein Vorteil, bei schädlichen natürlich ein Nachteil.
Die zweite Möglichkeit: Man kann den Pförtner mit hypnotischen Sprachmustern austricksen.
  • "Ich habe großen Respekt vor Hypnose!"
Geben Sie es zu: Wenn Sie sagen, Sie hätten Respekt vor Hypnose, meinen Sie eigentlich, dass Sie davor ANGST haben. Ist Angst aber Grund genug, sich NICHT mit Hypnose zu beschäftigen. Ich meine, das Gegenteil ist der Fall. Der Hypnose können Sie so oder so nicht ausweichen. Sie findet fast jede Minute unseres Lebens statt, meistens ohne dass wir es wissen.

Hypnose, da ist man doch bewusstlos...

Quelle: Klinische Hypnose und Erfolgs-Psychologie, Zimmermann + Partner, CH-6301 Zug

"Ich glaube, ich war gar nicht hypnotisiert. Ich habe alles mitbekommen."
Ein Satz, den ich nach der ersten Hypnose-Sitzung immer wieder höre. Die vielen Hypnose-Shows auf Bühnen und im Fernsehen scheinen nicht viel dazu beizutragen, das Phänomen der Hypnose bei der Bevölkerung zu erklären. Insbesondere die Annahme, Hypnose sei so etwas wie Bewusstlosigkeit, hat sich in den Köpfen vieler Leute offenbar festgesetzt. Umso nachdenklicher stimmt mich die Tatsache, dass mehr und mehr Menschen bereit sind, sich der "Allmacht" eines Hypnotiseurs auszuliefern, sich in die Bewusstlosigkeit versetzen zu lassen und der Dinge zu harren, die da kommen sollen. Aber dies nur am Rande.

Tatsache ist: Hypnose ist NICHT Bewusstlosigkeit. Auch in Trance ist Ihnen zu jeder Zeit voll bewusst, was abläuft. Oftmals mögen Sie sich im Trancezustand wundern, warum Sie gerade so und nicht anders geantwortet haben, oder wie Sie ausgerechnet auf diese ausgefallene Idee gekommen sind. Aber das liegt daran, dass in der Hypnose Ihr Unterbewusstsein die Führung übernimmt und das sonst so dominante Bewusstsein ein wenig in den Hintergrund tritt.

Wenn Ihnen ein Versuchskaninchen nach einer Hypnose-Show erzählt, er oder sie könne sich an nichts mehr erinnern, dann hat der Hypnotiseur sich eines besonders spektakulären hypnotischen Phänomens bedient: Er hat nämlich Amnesie (= Vergessen) suggeriert, und das Versuchskaninchen hat diese Suggestion offenbar gerne angenommen.
Ganz nebenbei: Solche Amnesien sind, wenn sie überhaupt echt und nicht nur gespielt sind, immer sehr oberflächlich und können innert Sekunden wieder rückgängig gemacht werden. Oder mit anderen Worten: Bringen Sie mir einen Probanden, der behauptet, sich an nichts erinnern zu können, und ich werde ihn in kürzester Zeit dazu bringen, dass er mir von A bis Z alles beschreibt, was während der Show abgelaufen ist.
  • Wenn nicht Bewusstlosigkeit, was dann?
Es gibt mindestens acht verschiedene Theorien darüber, was Hypnose ist und warum sie funktioniert. Ja, einige Experten vertreten sogar die sogenannte Non-State-Theorie, nach welcher Hypnose gar nicht existiere, sondern lediglich ein Gefallen sei, den der Hypnotisand dem Hypnotiseur erweise.

Hypnose ist nach meiner Auffassung ein veränderter Bewusstseinszustand, in welchem das Unterbewusstsein (der eigentliche Motor und Motivator des Menschen) besser ansprechbar ist. Es braucht dazu in erster Linie etwas, was der Hypnose-Experte Rapport nennt.
Rapport nennt man in der Hypnose das gegenseitige Vertrauensverhältnis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand. Mit anderen Worten: Beide müssen die Hypnose wollen, beide müssen sich einig sein über die Ziele der Sitzung, und vor allem muss der Hypnotisand daran glauben, dass der Hypnotiseur die nötige Kompetenz besitzt.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, wird man feststellen, dass ein sogenanntes Leading stattfindet. In der Therapie äußert sich das beispielsweise so:
Ein Klient erzählt von einem Autounfall, den er erlitten hat, und in dessen Anschluss er zwei Tage lang im Koma lag. Ich fordere ihn auf, mir zu schildern, was während der zwei Tage im Koma alles geschehen ist. Er antwortet, er wisse es nicht. Ich sage: "Auf drei ist das Koma aufgehoben, und du kannst mir genau schildern, was geschehen ist. Eins, zwei, drei."
Der Klient wird meiner Aufforderung Folge leisten und sämtliche Vorfälle schildern können. Auf meine Suggestion (Suggestion = Vorschlag) hin hat er das hypnotische Phänomen der Hypermnesie (= Übererinnern) produziert. Das ist für mich eines der Zeichen dafür, dass ich Rapport habe.
  • Wo ist denn der Rapport bei der Bühnen-Hypnose?
Ich habe Ihnen ja gesagt, was es braucht, damit Hypnose funktioniert:

Ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand.
Eine Einigkeit über die Ziele der Sitzung.

Der Bühnen-Hypnotiseur geht davon aus, dass die Freiwilligen, die sich für die Hypnose-Show melden, ihm vertrauen (sonst sind sie blöd, wenn sie sich melden!), und dass man sich auch einig ist über die Ziele der Sitzung, nämlich:
  • a) etwas Ausgefallenes erleben,
  • b) die eigenen Grenzen überwinden (notfalls mit der Entschuldigung, man sei hypnotisiert gewesen und hätte keine Ahnung gehabt, was geschehen sei),
  • c) das Publikum zum Staunen und zum Lachen bringen.

Um sicher zu sein, dass er tatsächlich die richtigen Leute auf der Bühne hat, wird der Show-Hypnotiseur entweder ein paar Suggestibilitäts-Tests durchführen und die ungeeigneten Personen wieder an ihren Platz schicken, oder er wird seine Show mit ganz einfach zu befolgenden Suggestionen beginnen und dann mit denjenigen Personen weitermachen, die sich als besonders suggestibel herausgestellt haben. Die besten Versuchskaninchen für Hypnose-Shows sind Menschen mit hysterischer respektive histrionischer Charakterstruktur, die überaus suggestibel sind und genau wissen, wie man einen guten Hypnotisanden spielt.

Tatsache ist und bleibt: Jeder, der bei einer Bühnenshow mitmacht, ist mit einem Teil seines Bewusstseins immer präsent und weiß haargenau, was geschieht. Die Show-Atmosphäre und der Gruppendruck sorgen dafür, dass er sich so verhält, wie es der Hypnotiseur vorschlägt (=suggeriert). Aber auch das hat selbstverständlich seine Grenzen: Würde ein Show-Hypnotiseur suggerieren, dass die Versuchsperson nackt auf die Strasse läuft, dann wäre der Rapport gebrochen. Es sei denn, die Versuchsperson hat exhibitionistische Züge und wollte schon lange mal einen guten Vorwand haben, um nackt auf der Strasse herumzulaufen.
  • Aber in Filmen sieht man doch immer...
Vieles von dem, was Sie bezüglich Hypnose aus Filmen kennen, gehört in den Bereich der Glupschaugen-Horst-Idylle (Sprich: Derrick) und bedarf keines weiteren Kommentars.
Ich will jedoch hier auch nicht die Möglichkeiten zum Missbrauch der Hypnose verharmlosen. Denn wir alle wissen, dass es Sekten gibt, die mit hypnotischen Techniken ihre Schäfchen langsam und unmerklich einer Gehirnwäsche unterziehen. Allerdings sagt dort keiner: "Komm', setz dich hin und schließ die Augen, wir machen jetzt Hypnose." Nein, die Gehirnwäsche findet mit offenen Augen, im ganz normalen Gespräch, mit so genannten hypnotischen Sprachmustern statt.
  • Mich kann man nicht hypnotisieren...

Wenn Sie das sagen, haben Sie auf der einen Seite recht: Wenn Sie mit dieser Einstellung zu mir in eine Therapie kommen, haben wir keinen Rapport und ich werde bei Ihnen nicht viel ausrichten können.
Auf der anderen Seite verrät dieser Ausspruch, wie wenig Sie von Hypnose verstehen. Ich garantiere Ihnen: Jeden Abend, wenn Sie vor dem Fernseher sitzen, bewirkt allein die Fixation des Bildschirms, dass Sie in eine leichte bis mittlere Trance gehen und Ihr Unterbewusstsein erhöht ansprechbar ist. Die Frage ist nur, ob die Suggestionen, die Sie sich da tagtäglich reinziehen, Ihrem Unterbewusstsein nicht eher schaden als nützen.

Gewöhnen Sie sich bitte daran, dass Hypnose ein natürlicher und alltäglich auftretender Zustand ist. Je mehr Sie darüber wissen, desto mehr können Sie davon profitieren.

Hypnose und Gehirnwäsche...

Quelle: Klinische Hypnose und Erfolgs-Psychologie, Zimmermann + Partner, CH-6301 Zug

Zwei Paar Schuhe, die verschiedener nicht sein könnten!
  • Gehirnwäsche-Technik Nr. 1
Das Subjekt vom Einfluss der gewohnten Umgebung abschirmen

Wenn man jemandem das Gehirn waschen will, muss man ihn von seiner gewohnten Umgebung abschirmen. Das haben die Sekten-Gurus schon längst begriffen, daher gibt es Ashrams. Und daher auch gibt es zur Rehabilitation von Sträflingen so genannte Boot Camps. Das bedeutet: Wochenlange Abschirmung von der gewohnten Umgebung. Oft kommt etwas Gutes dabei heraus, z.B. beim Drogenentzug. Manchmal sind die Resultate aber für den Betroffenen nicht zu seinem Besten.
In der Hypnotherapie schirmen wir niemanden von der Umgebung ab. Meine Klienten möchte ich am Abend nicht mit nach Hause nehmen. Dafür habe ich eben eine Praxis. Und die Klienten sind herzlich eingeladen, das, was sie in der Hypnose-Sitzung erlebt haben, mit anderen zu diskutieren.
  • Gehirnwäsche-Technik Nr. 2
Dem Subjekt den Schlaf entziehen

Schlafentzug macht die Leute labil und suggestibel. Daher gibt es in Sekten gemeinsame Nachtgebete, und im Boot Camp lässt man die total übermüdeten Teilnehmer um 1 Uhr ins Bett gehen, um sie unverhofft um 3 Uhr wieder aufzuwecken.
In der Hypnotherapie ist es anders. Ich habe noch nie einen Hypnotherapeuten erlebt, der seinen Klienten befahl, wach zu bleiben. Außer wenn es um eine paradoxe Intervention ging, die zum Zweck hatte, den Klienten in Trance zu bringen.
  • Gehirnwäsche-Technik Nr. 3
Schmerz zufügen, wenn das Subjekt nicht gehorcht

Das kann körperlicher oder psychischer Schmerz sein. Oft werden alltägliche Annehmlichkeiten entzogen (Kaffee trinken, Duschen) oder unangemehme Zusatzarbeiten aufgebrummt (Toiletten reinigen, Boden mit Zahnbürste putzen).
In der Hypnotherapie ist es anders. Ich habe noch nie jemanden geschlagen oder geschimpft, wenn er nicht tief genug in Trance ging. Und die Toilette reinige ich immer selbst ;-)
  • Gehirnwäsche-Technik Nr. 4
Das Subjekt belohnen, wenn es gehorcht

Auch die Belohnung kann psychischer oder körperlicher Natur sein. Umarmungen und Lob in Sekten, Beförderungen, Auszeichnungen und Priviliegien im Militär.
In der Hypnotherapie ist es anders. Ich habe noch nie jemanden dafür bezahlt, dass er in Trance ging. Meine Klienten bezahlen mich, und zwar unabhängig von der Trance-Tiefe.
  • Gehirnwäsche-Technik Nr. 5
Die Körperchemie des Subjekts verändern

In einem Kult oder im Militär kann das zum Beispiel über eine radikale Ernährungsumstellung erfolgen. Hardcore-Brainwasher injizieren auch Chemikalien wie z.B. Sodium-Pentothal, um das Opfer gefügiger zu machen.
In der Hypnotherapie ist das anders. Ich ändere weder die Ernährung meiner Klienten, noch wende ich irgend welche Chemikalien an. Es sei denn, der dezente Hauch meines Herrenparfums "Azzaro" würde als chemische Keule durchgehen ;-)


Also, wenn Euch in Zukunft jemand mit Gehirnwäsche kommt, seid Ihr hoffentlich gewappnet und verwechselt es nie wieder mit Hypnose. Andernfalls überlege ich mir das mit der Technik Nr. 3 nochmals ;-)

Zu guter letzt

Die Spannende Geschichte der Hypnose zusammengestellt durch Hans-Peter Zimmermann

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